World Handicap System - Kein «Fake» Handicap mehr
World Handicap System - Kein «Fake» Handicap mehr
Das Handicap soll die Spielstärke von Golfern widerspiegeln, dass dies nicht so ist, merkt jeder Golfer bei seinen ersten Turnieren. Zum einen gibt es Mitspieler, die ihr Handicap als Statussymbol sehen und alles Legale, aber auch illegale dafür tun, dies zu behalten oder ihr Wunsch-Handicap zu erreichen, zum anderen kennt man es aber auch von sich selbst, dass ein einziges Turnier das Handicap ob positiv oder negativ sehr stark beeinflusst – dies möchte das neue World-Handicap-System 2021 ändern. Gleichzeitig gibt es weltweit sechs verschiedene Handicap-Systeme, die in Zeiten von Golf als globaler Sport in einheitlichen Einteilungen von Spielstärken vereinfacht werden mussten.
Auf die Initiative von USGA und The R&A hin gibt es seit 2020 mit der Einführung des World Handicap Systems (WHS) in einigen Ländern – und ab 2021 auch in Deutschland und seinen Nachbarländern – ein einheitliches System für die Berechnung der persönlichen Handicaps. Das WHS ist entstanden durch die Zusammenarbeit von The R&A, USGA, European Golf Association (EGA) und CONGU sowie den Golfverbänden von Australien, Südafrika und Argentinien.
Was die neuen Handicap-Regeln mit sich bringen und die relevantesten Änderungen finden Sie hier erklärt:
Was bleibt?
In der Schweiz bleibt für uns unverändert, dass für Neu-Golfer ein Handicap von 54 nach der Platzreifeprüfung und der ersten Teilnahme an einem vorgabewirksamen Turnier erhoben wird.
Es gibt schwieriger und leichter zu spielende Golfplätze. Weiterhin unverändert bleibt auch das Course-Rating der jeweiligen Plätze, also die Platzvorgabe.
Schon heute gibt es die Möglichkeit, vorgabenwirksame Runden ausserhalb von Turnieren als Extra Day Score bzw. EDS-Runde zu spielen. Auch diese Regelung bleibt weiterhin bestehen und wird in das neue WHS einfliessen.
Unverändert bleiben weiterhin die Spielformate, die zur Handicap-Berechnung genutzt werden. So sind auch im World Handicap System nur Einzel-Zählspiele, das Zählspiel nach Stableford, der Maximum Score und die nur sehr selten gespielten Par- oder Bogey-Spiele vorgabenwirksam.
Was ist neu?
Die Besonderheit am neuen WHS ist: Es werden nun die besten acht aus den letzten 20 Ergebnissen eines Spielers für die Berechnung des Handicap-Index berücksichtigt. Während die Vorgaben bisher aufgrund von Stableford-Nettopunkten ermittelt wurden, wird das künftige Handicap auf Basis des Durchschnitts der besten 8 aus 20 Runden ermittelt und nach jeder vorgabewirksamen Runde wird der Durchschnitt neu berechnet. Dieser Durchschnitt ermöglicht eine verlässliche Aussage über das tatsächliche spielerische Können eines jeden Golfers und jeder Golferin und damit einen fairen Vergleich zwischen Spielern unterschiedlicher Spielstärke, unabhängig von Alter und Geschlecht.
Die bisher bekannten Handicap-Klassen entfallen!
Ändert sich nun das Handicap nach der Umstellung?
Bei der Umstellung auf das neue WHS werden die bereits vorhandenen Ergebnisse für die Berechnung des Handicap-Index herangezogen. Zur Berechnung des Handicaps wird am 1. Januar 2021 der Durchschnitt aus den letzten besten 8 Resultaten der letzten 20 Scores angewandt. Dort hinein fliessen rückwirkend alle Resultate seit 2016. In dem Fall, dass nicht genügend Resultate vorliegen, wird das HCP nach einem Schlüssel aus weniger Scores ermittelt.
Damit ist es wahrscheinlich, dass sich die individuellen Handicaps im neuen Jahr verändern – verschlechtern kann sich jedoch nur Spieler mit Handicap 26 und besser alle mit höherem Handicap erhalten, das zuletzt registrierte als neues Handicap eingetragen.
Eine weitere wichtige Neuerung ist, dass ab 2021 alle Einzel-Zählspiel-Turniere während der Spielsaison immer Handicap-relevant sein werden.
Da jedoch immer nur die acht besten Ergebnisse eines Spielers zur Berechnung des Handicap-Index genutzt werden, beeinflussen die schlechteren zwölf Runden den Handicap-Index zunächst nicht. Nur bei anhaltend höheren Ergebnissen wird auch der Handicap-Index entsprechend der tatsächlichen Spielstärke wieder ansteigen. Nur so ist ein Fair Play im Spiel, um Nettoplatzierungen in Turnieren möglich.
Die Neuberechnung des Handicaps erfolgt also nunmehr sofort nach Teilnahme an einem Handicap wirksamen Turnier oder einer privaten Spielrunde nach EDS.
Wie bis anhin auch sind Private Runden in der Schweiz nur dann Handicap wirksam, wenn sie zuvor beim Sekretariat des Clubs angemeldet wurden und eine registrierte EDS-Karte ausgegeben wurde.
Ein «Einfrieren» von bereits erzielten Handicaps durch einen Verzicht auf vorgabewirksame Spiele ist nicht vorgesehen, da dies dem neuen System widerspricht. Generell bedeutet es also, hat jemand längere Zeit kein vorgabewirksames Ergebnis erzielt, wird sein Handicap nach einem Schlüssel angepasst.
Generell werden die erzielten Ergebnisse nach Handicap-relevanten Runden automatisch durch den Heimatclub oder die auswärtige gastgebende Golfanlage erfasst. Nur im ferneren Ausland z. B. im Mexiko Urlaub erzielte Ergebnisse müssen dann selbst dem Heimatclub zur Eintragung übermittelt werden. Also lassen Sie sich im Ausland absolvierte Turnierergebnisse belegen.
Welche Scores zählen jetzt für das Handicap?
Gemäss Swiss Golf werden Resultate aus 9- und 18-Loch-Turnieren sowie allen registrierten EDS-Runden über 9 oder 18 Loch gewertet. Jedoch ist dies dann nicht mehr unmittelbar nach einem Turnier ersichtlich. Es dauert ein-, zwei Tage, bis das System sein Update hatte.
Ein Ergebnis ist dann handicapwirksam, wenn es in einem zugelassenen Spielformat gespielt wurde.
Dazu gehören in der Schweiz:
- Turniere und EDS Karten im Format EinzelStableford
- Turniere und EDS Karten im Format EinzelStrokeplay
- Turniere und EDS Karten im Format Par/Bogey
- Turniere und EDS Karten im Format Maximum Score
Zum Nachlesen finden Sie hier die Broschüre von Swiss Golf zum Download:
Wir wünschen allen Golfer und Golferinnen viel Spass und geniessen Sie Ihre Runden!
Schönes Spiel!
Text von Philipp Schwarz, aktuell mittleres Handicap und Redaktionsleiter bei unserem Partner Nineteen.Golf